Der Aktienkurs der Deutsche Bank AG fällt und fällt. Es erweckt den Eindruck, als ob sich das Papier vom Rest der DAX-Werte schon längst abgekoppelt hätte. Verwundern muss einen diese Entwicklung gewiss nicht, wenn man bedenkt, dass die Deutsche Bank AG in Sachen Marktmanipulationen in den letzten Jahren kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen hat.

Entsprechend hoch fallen nun die Strafzahlungen aus – insbesondere in den USA. Hinzu gesellen sich strategische Fehlentscheidungen in den vergangenen Jahren, die das Institut jetzt einholen. Es dürfen durchaus berechtigte Zweifel mit Blick auf die Frage aufkommen, ob ein anhaltender Mitarbeiterabbau und zunehmende Filialschließungen die Wende bringen werden.

Folgerichtig reicht eine Marktkapitalisierung von 16 Milliarden Euro nicht mehr aus, um weiter Mitglied im Stoxx Europe 50 Index zu bleiben. Doch Kritiker des Instituts weisen auf noch ganz andere Entwicklungen hin, weswegen der Aktienkurs der Deutsche Bank AG dem ehemaligen Kursverlauf von Lehman Brothers oder der Citigroup derart ähnelt.

Wie es vielerorts heißt, ließe sich das Portfolio der Deutsche Bank AG heute mit jenem der amerikanischen Großbank Citigroup im Jahr 2008 vergleichen. Im Jahr der Bankenkrise in den USA kam es zu einer Teilverstaatlichung von Citi durch die Regierung. Auch die Fed sah sich dazu veranlasst die Bank durch bis dato noch nicht gesehene Geldinjektionen zu stützen.

Citigroup wurde zu Zeiten des Höhepunkts der Finanzkrise der größte Steuerzahler-Bailout in der amerikanischen Geschichte zuteil, der sich auf mehr als $300 Milliarden belaufen hatte. Die Deutsche Bank AG, die ebenso mit den großen Wall Street Banken vernetzt ist wie seiner Zeit Citi, hat sich das eigene Portfolio mit Derivaten in Billionenhöhe vollgeladen. 

Kein Wunder also, dass die Deutsche Bank AG dieselben Anzeichen von Stress aufweist wie Citi im Jahr 2008. Unter den meisten Ökonomen wurde die im Jahr 2010 verabschiedete und durch Präsident Obama unterzeichnete Finanzmarktreform nach Dodd/Frank als Meilenstein im Kampf zugunsten einer Eindämmung von Finanzmarktrisiken gefeiert.

Doch wer auf die heutige Lage im Bankensystem blickt, wird zumindest an einem Erfolg der „Finanzmarktreform“ in den USA seine Zweifel bekommen. Vor einem Jahr lag der Kurs der Aktie der DB AG an der NYSE noch bei rund $35. In der letzten Woche bildete das Papier bei $12,50 ein neues Tief aus. Auf Jahressicht entspricht dies einem Verlust von 65%.

Im Vergleich mit dem Jahr 2007 – und somit vor dem Ausbruch der globalen Finanzkrise – hat das Papier der DB AG etwa 90% an Wert eingebüßt. Während sich das Eigenkapital des Instituts auf $17,35 Milliarden beläuft, ist das Derivateportfolio der DB AG in den letzten Jahren auf knapp $50 Billionen (!) in die Höhe geschossen.

Derivate-Portfolio im Umfang von bis zu 72 Billionen Dollar

Mancherorts wird gar von bis zu $72 Billionen gesprochen. In einem Bericht der Financial Times hieß es im Februar dieses Jahres, dass Anleger den Bilanzen der Banken nicht immer über den Weg getraut werden dürfe. Ach was, wirklich? Im Bericht wurde neben der DB AG auch vor JPMorgan gewarnt.

Auf eben jene Weise stellte sich die Situation im Jahr 2008 mit Blick auf die Citigroup in den USA dar. Seit Beginn des Jahres 2006 büßte die Aktie von Citi bis zum Jahr 2008 ebenfalls 60% an Wert ein. In diesem Zuge sank die Marktkapitalisierung des Instituts von mehr als $250 Milliarden im Jahr 2006 bis November 2008 auf nur noch $20,6 Milliarden.

Laut US-Aufsichtsbehörden beliefen sich die durch Citi gehaltenen Derivatepositionen im dritten Quartal 2008 auf einen Gesamtbetrag von $38,5 Billionen bei einem Eigenkapital von rund $21 Milliarden. Wie sich zeigt, sieht es bei der DB AG heute nicht viel anders aus – besser gesagt, ist die aktuelle Lage, in der sich die DB AG befindet, noch schlimmer.

Und so verwundert es auch nicht, dass die Federal Reserve im Juni dieses Jahres bekannt gegeben hatte, dass die Deutsche Bank Trust Corporation, die in den USA operierende Einheit der DB AG, mit Verve durch den Bankenstresstest in den USA gerasselt ist. Laut Fed drücke der Schuh insbesondere mit Blick auf „ungelöste Managementaufgaben“. 

Wie weiter oben bereits erwähnt, folgt nun ein Ausscheiden der DB AG aus dem Stoxx Europe 50 Index, der im Übrigen auch die Schweizerische Credit Suisse Group traf. Und auch hierin zeigen sich erschreckende Parallelen zur Citigroup, die im Frühsommer des Jahres 2009 aus dem Dow Jones Index ausschied.

IWF: "Deutsche Bank ist risikoreichstes und gefährlichstes Institut weltweit"

Ebenfalls im Monat Juni publizierte der Internationale Währungsfonds ein Strategiepapier, in dem es hieß, dass die DB AG das risikoreichste und gefährlichste Institut rund um den Globus sei. Das Papier setzte sich auch mit der Frage auseinander, auf welche Weise die weltweite Finanzstabilität durch ein Wanken der DB AG beeinträchtigt würde.

Gleichsam ging es um die Frage, auf welche Weise sich ein Zusammenbruch der DB AG auf andere europäische und deutsche Banken und Versicherungen auswirken würde. Der IWF kam zu dem Schluss, dass ein Kollaps der DB AG zu Ansteckungseffekten in ganz Europa und den Vereinigten Staaten führen würde.

Auf den Plätzen folgten in dem Strategiepapier des IWF die Bank HSBC und die Credit Suisse Group. Interessant ist die Tatsache, dass der IWF nicht die einzige Institution in der Welt ist, die vor einer nach wie vor viel zu starken Vernetzung unter den so genannten „Too-big-to-fail-” Banken warnt.

Auch das dem US-Finanzministerium untergeordnete Büro für Finanzmarktanalyse hatte vor Kurzem die Alarmglocken läuten lassen. Geschehen tut wie immer nichts. Mit Gewissheit wird sich im Angesicht der nächsten großen Finanzkrise zumindest sagen lassen, dass Aussagen á la „niemand war dazu in der Lage, es kommen zu sehen“ völlig absurd anmuten werden.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"